BVLGARI – Die einzigartige Stimmung am Leben erhalten

Leadership und Organisationsentwicklung

Der Vergangenheit Respekt zollen und gleichzeitig die Weichen für eine innovative Zukunft stellen- dass ein solch schwieriger Balanceakt gelingen kann, hat BVLGARI mit seiner Schmuckfabrik aus Stein und Glas in Valenza eindrucksvoll bewiesen. 

Das Gebäude umschließt das ehemalige Anwesen von Francesco Caramora, der sich Anfang des 20. Jahrhunderts dort niederließ, um die Region zum Goldschmiedezentrum Italiens zu machen. Umbenannt in „Glashaus”, befinden sich auf einer Fläche von 14.000 Quadratmetern heute Werkstätten, Labore, die Verwaltung und die Bvlgari-Akademie. Die hauseigene Ausbildungsstätte bildet den Grundstein dafür, dass hoch qualifizierte Handwerkskunst im Zentrum der Produktion bleibt. Nicolò Rapone, Operations Senior Director, spricht über das Engagement von Bvlgari für das Handwerk der „Oreficeria”, also der „Goldschmiedekunst”, und darüber, wie das Unternehmen, das heute Teil der LVMH-Gruppe ist, moderne Technologie in seinen Herstellungsprozess einbezieht.

Einerseits ist Bvlgari tief in einer reichen Vergangenheit aus Tradition und Handwerkskunst verwurzelt, andererseits setzen Sie industrielle Fertigungsprozesse ein und bedienen einen globalen Markt. Wie schaffen Sie es, diese beiden Ansätze zu kombinieren? Und wie meistern Sie die Herausforderung, die Tradition zu erhalten und gleichzeitig Neuerungen einzuführen?

Bvlgari war schon immer ein Innovator und Pionier. Das tragen wir in unserer DNA. Alles begann damit, dass der Gründer des Unternehmens, Sotirios Voulgaris, in St. Moritz und Saint-Tropez Schmuck verkaufte, wobei er von der aufstrebenden Tourismusbranche Anfang des 20. Jahrhunderts profitierte. Der Wunsch, immer besser zu werden, ist nach wie vor integraler Bestandteil des Unternehmens. Von unseren Mitarbeitenden erhalten wir jedes Jahr fast 1.000 Verbesserungsvorschläge. Wir konzentrieren uns aber nicht nur auf interne Abläufe oder die Juwelierskunst, sondern versuchen auch, von anderen Branchen zu lernen. Natürlich können wir nicht einfach die Fertigungsverfahren der Automobilbranche kopieren. Wenn wir jedoch ihre Methoden und Praktiken untersuchen und verstehen, können wir Aspekte herausarbeiten, die uns nützen können. Der 3D-Druck und die CNC-Bearbeitung sind zwei Beispiele für neue Technologien, die unseren Produktionsprozess unterstützen, ohne dass wir auf die so wichtige persönliche Note unserer Kunsthandwerker und Handwerksmeister verzichten.

Können Sie in der gesamten Produktpalette neue Produktionsmethoden anwenden?

Aufgrund der Komplexität des Arbeitsablaufs und der logistischen Anforderungen beschränkt sich der Einsatz moderner Technologie auf eine bestimmte Palette von Schmuckstücken. Es macht keinen Sinn, für ein handgefertigtes Produkt, das als Einzelstück oder vielleicht in einer sehr begrenzten Anzahl produziert wird, einen aufwendigen und automatisierten Arbeitsablauf in Gang zu setzen. Bei Bvlgari bieten wir von Serienproduktionen bis hin zu limitierten Auflagen oder gar Unikaten eine breite Palette von Schmuckstücken an. Wir müssen auch die logistischen Probleme im Auge behalten. Edelsteine, Diamanten und Gold sind extrem teuer. Dieser Aspekt muss in die Planung des Produktionsablaufs einfließen, da die Lagerhaltung und die Wertschöpfungskette komplex werden können. Um den Produktionsprozess zu optimieren und zu vereinfachen, haben wir kürzlich ein MES (Manufacturing Execution System) eingeführt. Dies ist ein Novum in der Schmuckindustrie. Es zeigt, dass Innovation sich nicht nur auf Produkte und Abläufe bezieht, sondern auch in die Arbeitsumgebung und in die Wertschöpfungskette integriert werden kann.

Wie kombinieren Sie handwerkliches Können in Ihrem Herstellungsprozess mit CNC-Bearbeitung und 3D-Druck?

Diese Technologien setzen wir ein, um bestimmte Produktionsprozesse zu verbessern und die Qualität und das handwerkliche Können zu steigern. Sie ergänzen traditionelle Methoden in Produktreihen mit hohen Stückzahlen. 3D-Druck ist zum Beispiel nützlich für die Herstellung von Formen, die wir in unserem Gießverfahren verwenden. Sie erhöhen die Qualität und Kontrolle und tragen dazu bei, dass in den anschließenden Produktionsschritten der Respekt vor dem Endprodukt und der Arbeit des Handwerkers bewahrt wird. Bei manchen Anwendungen können wir mit diesen neuen Technologien auch die Idee eines Designers schnell in ein Modell in Originalgröße verwandeln, was vorher schwierig war.

 
Seit dem Umzug in Ihre neuen Räume Anfang 2017 hat sich die Zahl der Mitarbeitenden auf aktuell fast 750 mehr als verdoppelt. Wie hat sich das auf die Kultur von Bvlgari ausgewirkt?

Die meisten unserer neuen Mitarbeiter sind sehr jung. Dies wirkte sich vorteilhaft auf den kulturellen Wandel im Unternehmen aus. Ich freue mich über eine sehr gute Zusammenarbeit innerhalb der Belegschaft. Die erfahrenen Handwerker bringen ihren jüngeren Kollegen die Kniffe und die hohe Kunst der Schmuckherstellung bei. Im Gegenzug hilft die junge Generation dabei, sich mit dem Umgang mit Tablets oder softwarebezogenen Produktionsprozessen vertraut zu machen. Die Interaktion findet nicht nur innerhalb einer Abteilung, sondern auch zwischen verschiedenen Bereichen wie beispielsweise Produktion, Design oder Beschaffung statt. Die feine Balance zwischen handwerklichem Können und digitalen Produktionsmethoden, von der ich sprach, gilt auch auf persönlicher Ebene: Bei Bvlgari respektieren und ehren wir das Wissen erfahrener Kunsthandwerker und bieten die Freiheit des künstlerischen Ausdrucks. Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten und die Erwartungen des Kunden zu erfüllen, müssen die Arbeitskräfte jedoch gleichzeitig bestimmte Abläufe einhalten. Vor diesem Hintergrund übernimmt die Prozessbestätigung, die wir mit Staufen eingeführt haben, eine Schlüsselrolle. Unser Ziel erreichen wir, weil wir uns nicht von Standards einschränken lassen, sondern uns stattdessen auf die Zusammenarbeit und Einbeziehung konzentrieren und weil Kollegen voneinander lernen. Die technischen Aspekte eines Produktionsprozesses zu ändern, das ist kein Problem. Weit schwieriger ist es, Mitarbeiter zur Änderung ihrer Arbeitsweise zu bewegen.

Welche Rolle übernimmt die Bvlgari Academy?

Wir wachsen in einem beachtlichen Tempo. Deshalb ist es wichtig, dass wir die Kontrolle über das Endprodukt behalten und bestmögliche Qualität garantieren. Dies gelingt nur, wenn wir neue Mitarbeiter schulen und sie mit unseren Arbeitsmethoden vertraut machen. Das ist ein erheblicher Aufwand. Für praktische Kurse haben wir sogar eine komplette Produktionslinie aufgebaut. Wir konzentrieren uns absolut auf die praktischen Aspekte der Arbeit und verfolgen ein praxisorientiertes Konzept.

Warum haben Sie Staufen als Berater gewählt, um Ihren Produktionsprozess zu optimieren?

Wir wollten von der Innovation profitieren und deshalb einige Änderungen umsetzen. Innovation sollte aber nicht nur intern ablaufen. Die Erfolgschancen steigen, wenn auch Beiträge Außenstehender in die Abläufe einfließen. Deshalb haben wir externen Rat gesucht und waren beeindruckt von dem Ansatz, den Staufen verfolgt. Niemand versuchte, uns etwas zu verkaufen. Vielmehr ging man die Dinge mit einem sehr persönlichen Ansatz und einem wirklichen Verständnis unserer Bedürfnisse und unserer Arbeitsweise an. Mit der Hilfe von Staufen ist es uns gelungen, effiziente, moderne Geschäftsprinzipien einzuführen und dennoch die Tradition und den einzigartigen handwerklichen Geist am Leben zu erhalten.

BVLGARI war schon immer ein Innovator und Pionier. Das tragen wir in unserer DNA.

NicolÒ rapone, operations senior director, bvlgari gioielli spa

Wir setzten CNC-Bearbeitung und 3D-Druck ein, um bestimmte Produktionsprozesse zu verbessern und die Qualität und das handwerkliche Können zu steigern. Sie ergänzen traditionelle Methoden in Produktreihen mit hohen Stückzahlen.

NicolÒ rapone, operations senior director, bvlgari gioielli spa

Wir wollten von der Innovation profitieren und deshalb einige Änderungen umsetzen.

NicolÒ rapone, operations senior director, bvlgari gioielli spa

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