Du sollst nicht langweilen – R. Borbonus

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Interview mit René Borbonus

Als Führungskraft wollen Sie wirken. Aber wie schaffen Sie es, mit Worten zu überzeugen und zu begeistern? René Borbonus sagt langweiligen Reden den Kampf an. Die Klaviatur der rhetorischen Mittel beherrscht er perfekt und begleitet Menschen auf dem Weg zu ihrem persönlichen Auftritt. Dabei geht es vor allem darum, Authentizität zu schaffen und Identität zu finden. Rhetorik ist schließlich so individuell wie die Menschen hinter ihr.

Herr Borbonus, muss man zum guten Redner geboren sein?

Reden können ist eine Fertigkeit wie jede andere auch. Wie Fußballspielen zum Beispiel. Talent schadet nicht, aber es gehört auch viel Übung und Training dazu. Ein Zinedine Zidane wird man nicht nur durch Training, aber auch ein Zinedine Zidane muss hart trainieren. Also: Ich glaube, man wird nicht als Redner geboren. Jeder kann ein besserer Redner werden. Jeder kann souveräner werden.

Was macht einen guten und mitreißenden Vortrag aus und wie sollten sich Redner vorbereiten?

Was die Qualität einer Rede ausmacht, kann man klar benennen. Eine gute Rede kann laut Cicero drei Dinge: informieren, bewegen und unterhalten. Auf alle drei Kriterien sollte ich als Redner einzahlen. So richtig gut wird eine Rede, wenn ausgezeichneter Inhalt und ausgezeichnete Form zusammenkommen. Ich bin sehr dagegen, dass man das eine gegen das andere ausspielt. Sich als Redner zum Beispiel allein auf Charisma zu verlassen, halte ich für gefährlich. Substanz und Wirkung sind wichtig. Brillante Rhetorik entsteht, wenn beides zusammenspielt.

Zum mitreißenden Vortrag gehört natürlich auch die Vorbereitung. Neben der Zielgruppenanalyse sollte ich auch die Redneranalyse bedenken. Ich halte es für enorm wichtig, dass Redner sich fragen: Wie kann ich so reden, dass es zu mir passt? Wie kann ich meine Stärken ausspielen, damit ich möglichst natürlich und authentisch wirken und auch wirksam werden kann? Wenn ich darauf die richtigen Antworten finde, dann folgen Menschen mir auch.

Hatten Sie schon mal einen Blackout in einem Vortrag? Wie überwindet man den?

Ja, einen Blackout hatte ich schon mal, oder das, was wir allgemein so nennen. Bei einem echten Blackout wird quasi ein Schalter im Kopf umgelegt, da geht gar nichts mehr. Da muss Ihnen möglicherweise jemand den Weg von der Bühne zeigen, weil Sie überhaupt nicht mehr klarkommen. Die meisten verstehen unter einem Blackout aber die Situation, wenn wir kurz den Text vergessen haben, und das kommt schon mal vor.

Diese Momente machen vielen Angst. Aber da habe ich ein paar beruhigende Nachrichten für Sie. Eine Pause von bis zu drei Sekunden nehmen die Leute als dramaturgische Wirkpause wahr, nicht als Aussetzer. Das heißt: Man kann beim Reden viel länger Pause machen, als man denkt. Drei Sekunden sind ganz schön lang. Diese Zeit kann man nutzen, um nachzudenken oder sich im Manuskript zu orientieren. Eine gute Strategie ist auch, zur Überbrückung das Ultra-Kurzzeitgedächtnis anzuzapfen. Das ist nämlich extrem zuverlässig. Wo wir gerade waren, bevor der Hänger kam, wissen wir immer. Das können wir nutzen und einmal kurz rekapitulieren: „Wo stehen wir gerade, was haben wir bisher festgestellt?“ Durch so eine kurze Zusammenfassung gewinnt man Zeit zum Überlegen oder auch dafür, im Skript nachzuschauen.

Tipps für eine gute Rede von René Borbonus

EINLEITUNG:
Verwenden Sie einen aufmerksamkeitsfördernden Einstieg.

  1. Die Kraft des Informationsdefizits.
    Zu Beginn einer Präsentation etwas Wichtiges anschneiden und ankündigen, und es erst am Ende auflösen.
  2. Bildhaft einsteigen. Mit Anekdoten oder Storytelling.
    Gute Quellen sind: Business Punk, Brand Eins oder YouTube.
  3. Zitieren.
    Gut zitieren bedeutet, gute Zitatgeber finden.
  4. Betroffenheit erzeugen.
    Mit bewegenden Beispielen einsteigen, die Betroffenheit auslösen.
  5. Abstimmungsfrage.
    Die Zuhörer involvieren und zu Beteiligten machen.

HAUPTTEIL:
Bringen Sie im Hauptteil die drei wichtigsten Argumente in folgender Reihenfolge – jeweils aus Sicht des Zuhörers: das zweitwichtigste Argument zuerst, dann das schwächste Argument und kurz vor dem Ende das stärkste Argument.

SCHLUSS:
Überlegen Sie sich einen Schlusssatz, der die Zuhörer zu einer Handlung / Meinungsänderung auffordert. Die letzte Präsentationsfolie bleibt lange stehen. Schreiben Sie also nicht: „Danke für Ihre Aufmerksamkeit“.