Kultur-Jetlag – Anna Lupetto

Staufen AG | Inside

Seit Oktober 2017 liegt mein Dienstsitz nicht mehr im beschaulichen Köngen, sondern am anderen Ende der Welt, um genauer zu sein, in der Staufen-Niederlassung Shanghai.

China war für mich Neuland und ein großer Schritt in eine völlig andere Welt. Zum Glück hatte ich zu Beginn meiner Tätigkeit einen Kollegen an meiner Seite, der bereits seit 30 Jahren in China arbeitet. Ein britischer Expat, der einen guten Blick für die chinesische Kultur und damit ein Gespür für die Unterschiede hat, auf die ich mich als Neuling vorbereiten sollte.

Dass in China die Uhren tatsächlich etwas anders ticken, erlebte ich schon in den ersten Wochen. Nicht immer kam alles so an, nicht immer wurde alles so umgesetzt, wie das meinem deutschen Selbstverständnis entsprach. Im Rückblick war dieser kleine „Kulturschock“ aber dann doch wenig überraschend.

Denn China ist eben ganz anders: Unternehmen arbeiten mit starken Hierarchien, die menschliche Distanz zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten ist groß. Selbstständig die eigene Arbeitsumgebung zu entwickeln oder direkt mit Kollegen Verbesserungen zu initiieren, was ja ein Kernelement kontinuierlicher Verbesserung ist, ist vielen Chinesen noch fremd. Zudem hat das Wort des direkten Vorgesetzten in der Regel Vorrang.

Wer sich jetzt an deutsche Unternehmen vor 20 Jahren erinnert fühlt, sollte diesen Gedanken schnell verwerfen. Denn so ist beispielsweise „sein Wort“ in China häufig „ihr Wort“, da dort viel mehr Frauen in Führungspositionen arbeiten als in Europa. Beim Umgang mit kulturellen Unterschieden ist also nicht Überheblichkeit und Borniertheit angesagt, sondern Fingerspitzengefühl und Offenheit. Und wenn moderne Führungsansätze wie beispielsweise die Idee der „umgekehrten Pyramide“ aus dem Shopfloor Management nicht eins zu eins auf eine chinesische Unternehmenskultur übertragbar sind, müssen eben auch erprobte Ansätze überdacht und angepasst werden. Für mich sind genau diese Situationen das Spannende an meinem Job. Mich und andere weiterzuentwickeln. Und gemeinsam mit anderen etwas Neues schaffen.