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Jede Bestellung in der gewünschten Qualität zum vereinbarten Zeitpunkt liefern

Gears as product supply chain concept.
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July 9, 2024 | Operations Management, Supply Chain Network Management

Interview mit Roland Seckler – Vice president Global Supply Chain operations der Ypsomed AG


Pens, Autoinjektoren und Pumpensysteme – die Lösungen der Ypsomed AG zur Selbstmedikation sind gefragter denn je. Doch das Wachstum muss auch gemanagt werden. Wie dabei Operational Excellence hilft, erklärt Roland Seckler, der Vice President Global Supply Chain Operations.

Zum Unternehmen: Die Ypsomed AG ist der weltweit führende Hersteller von Injektions- und Infusionssystemen für die Selbst­medikation. Der Hauptsitz liegt in der Schweiz, darüber hinaus verfügt die Diabetesspezialistin über ein globales Netzwerk aus Produktionsstandorten, Tochtergesellschaften und Vertriebs­partnern.

Zur Person: Roland Seckler ist Vice President Global Supply Chain Operations bei der Ypsomed AG. Nach Stationen bei Novartis, Nestlé und Knauf ist Seckler seit 2014 für das Unternehmen tätig.

Das Interview erschien als Gastbeitrag in der Studie Performance Treiber 2024.

Portrait des Vice President Global Supply Chain Management des Unternehmens Ypsomed aus der Schweiz
Interview

Pünktliche Lieferung jeder Bestellung in erstklassiger Qualität

1. Herr Seckler, was bedeutet Operational Excellence für Ypsomed?

Seckler: Wir sind ein weltweit technisch führender Entwickler und Hersteller von Abgabesystemen für Medikamente. Operational Excellence ist für uns ein Mittel, diese Position zu erhalten. Für dieses Ziel streben wir eine hohe Automatisierungsquote und gleichzeitig die Kostenführerschaft an.
Lean Management hilft, niedrige Herstellungskosten zu erreichen. Das kommt auch unseren Kunden und Nutzern zugute.

3. Welche Voraussetzungen gelten dafür?

Seckler: Eine wichtige Voraussetzung ist die Verfügbarkeit der Geräte – je nach Krankheit ist das ein kritischer Faktor. Deshalb achten wir entlang der Versorgungskette auf wichtige Sicherheitsparameter.
Ein zentrales Kriterium: Unsere Pharma-Partner benötigen ein großes Lager, um in jeder Situation lieferfähig zu sein. Das gilt natürlich auch für uns.

2. Sind mit Nutzern die Patienten gemeint?

Seckler: Ja, unsere Nutzer sind chronisch kranke Patienten und Patientinnen, deren Lebensqualität wir steigern. Wir helfen Kranken, die an Diabetes leiden, an Autoimmunerkrankungen oder auch an Wachstumsstörungen, um nur einige Krankheitsbilder zu nennen, für die wir Injektionsdevices herstellen. Diese Menschen haben eine schlechte Lebensqualität und benötigen eine regelmäßige oder sogar permanente Medikamentengabe. Am bekanntesten ist
sicher unsere Insulinpumpe, die mit dem mylife-Loop-Algorithmus arbeitet. Sie vermeidet eine Unter- oder Überversorgung mit Insulin durch das Zusammenspiel mit Sensoren, die permanent den Blutzuckerspiegel messen, und ermöglicht so Typ-1-Diabetikern (Typ-1-Diabetes kann bereits im frühen Kindesalter beginnen!) einen angenehmen und sorgenfreien Alltag.

4. Wie erreichen Sie dieses Ziel?

Seckler: Wir besitzen eine eigene technische Plattform für unsere Geräte in Form eines Baukastensystems. ­Dadurch ist die Fertigung maximal effizient. Zudem entwickeln wir die Montageanlagen gemeinsam mit den Herstellern. Das sind nur wenige Maschinenbauer, sodass wir schnell beliefert werden können. Im Moment bauen wir unsere Kapazitäten permanent aus, neue Anlagen kommen im Halbjahresrhythmus dazu.


Unsere Roadmap lautet: Bis 2030 ist die Gesamte Value Chain Klimaneutral und bis 2040 das gesamte Unternehmen.

Vice president Global Supply Chain operations Ypsomed AG, Roland Seckler

5. Welche Daten ermitteln Sie in der Prozesskette?

Seckler: Wir ermitteln alle wichtigen Parameter, die für
unsere Produktion notwendig sind. Das ist in erster Linie die Gesamtanlageneffektivität (OEE) in unserer Produktion. Darüber hinaus ermitteln wir wichtige Produktionskennzahlen, um zu erkennen, wie weit die Fertigung ausgelastet ist. Und natürlich ermitteln wir die Lean-Kennzahl OTIF (On Time, In Full). Da wir stark kundenorientiert sind, nehmen wir diesen KPI sehr ernst. Wir möchten jede Bestellung in der gewünschten Qualität zum vereinbarten Zeitpunkt liefern.

7. Nehmen auch die Lieferanten am Datenaustausch teil?

Seckler: Mit allen Zulieferfirmen stehen wir in einem regen Austausch, beispielsweise in Quartalsmeetings. Die Kommunikation geht auch über digitale Wege. So übermitteln wir die Bestände und Forecasts, um den Zulieferern die Möglichkeit zu geben, ihre eigene Produktion zu glätten. Sie wird dadurch effizienter und führt bei uns zu einem effektiven Replenishment.

6. Überwachen Sie auch die Fertigung mit digitalen Technologien?

Seckler: Ein wichtiger Punkt ist sicher, dass wir an den Montageanlagen alle Störfaktoren messen und diese Faktoren dann an unsere Zulieferer weitergeben.
Die ­Erkenntnisse aus dem Betrieb der Maschinen fließen direkt in die Entwicklung neuer Maschinen ein.
Zudem erarbeiten die Hersteller Optimierungspakete für die bestehenden Anlagen. Die Anlagen werden damit während ihrer gesamten Nutzungsdauer stetig verbessert.

8. Wie sieht das in der Praxis aus? Wie ist das zum Beispiel, wenn es plötzlich eine erhöhte Nachfrage gibt?

Seckler: Ein Beispiel sind Präparate zum Gewichtsmanagement für krankhaft Übergewichtige, im Volksmund als Abnehmspritze bekannt, die in Injektionsstiften, also Autoinjektoren, ausgeliefert werden. Wir sind nicht besonders glücklich über deren Popularität bei nur leicht übergewichtigen, nicht an Diabetes oder an starkem Übergewicht erkrankten Personen. Denn die wirklich Kranken müssen sicher versorgt sein. Deshalb planen wir höhere Herstellungskapazitäten mit mehrspurigen Fertigungsanlagen, sodass mehrere Injektionsstifte gleichzeitig entstehen.

9. War für die Fertigung auch eine neue Beschaffungsstrategie nötig?

Seckler: Wir haben unsere Strategie unter dem Namen „Purchase 4.0“ zusammengefasst. Neben der Digitalisierung gehört dazu auch Near Shoring. Wir bevorzugen Lieferanten, die nahe an unseren Produktionsstandorten angesiedelt sind, also in Deutschland und der Schweiz. Dadurch vermeiden wir lange Transportwege. Das geht in unsere Nachhaltigkeitsbilanz ein, denn wir wollen CO2-Emissionen senken. Unsere Roadmap lautet: Bis 2030 ist die gesamte Value Chain klimaneutral und bis 2040 das gesamte Unternehmen.

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