9 Fragen an Nils Gründler, CEO, Nexolink Solutions AG

Digitalisierung

Was ist eine herausragende Eigenschaft, die ihr Unternehmen beschreibt?

Die große Flexibilität im ganzen Team. Jeder kann sich auf jeden verlassen und ist bereit, sich auch umzustellen und z. B. andere Aufgaben zu übernehmen, wenn es gefordert ist. Da ziehen immer alle mit. Das ist im derzeit noch kleinen Team von 15 Leuten sehr wichtig. Die meisten Start-ups ändern ihr Geschäftsmodell ein bis zwei Mal, bevor sie erfolgreich sind.

Was war der Moment, in dem Sie sich zum Gründen entschlossen haben?

Es gab keinen bestimmten Moment. Die grundlegende Einstellung dazu hatte ich schon in der Schulzeit. Es kamen immer mal wieder Ideen, die ich unterschiedlich lange und weit verfolgt habe. Irgendwann war klar, dass es nicht mehr nebenbei geht, und da habe ich meine Festanstellung gekündigt. Mittlerweile mache ich das zweite Start-up in Vollzeit.

3. Was genau macht Sie zum geeigneten Unternehmer?

Das ist schwer zu sagen, denn man weiß nie wirklich, ob man geeignet ist. Das Einzige, das man weiß, ist, ob man irgendwann den Willen und Mut dazu aufbringt, etwas zu starten. Der Rest ergibt sich. Niemand baut ein Unternehmen ganz alleine auf, dazu gehören immer mehrere.

Etablierte Unternehmen fürchten sich vor den Disruptoren – sind Sie auch einer davon?

Als Start-up muss man einen gewissen Grad an Disruption mitbringen, sonst würde man nicht gebraucht. Bei unserem Produkt geht es aber darum, die Zusammenarbeit von Lieferanten und Kunden zu verbessern und damit Verschwendung zu vermeiden. Und das durch einen ganz neuen Ansatz im Internet der Dinge. Dabei verdrängen wir niemanden direkt, weshalb sich auch niemand vor uns fürchten muss.

Was würden Sie einem etablierten Unternehmen raten, um den Innovationsgeist neu zu wecken?

Ich denke, da gibt es eine recht einfache Formel. Es gibt in jedem Unternehmen genau so viel Innovationsgeist, wie es die Unternehmensleitung fordert und fördert. Punkt.

Eine nachhaltige Motivation erreicht man nur durch ein gutes Arbeitsklima, spannende Aufgaben und indem man selbst motiviert ist.

nils gründler, ceo, nexolink solutions ag

Die Start-up-Szene ist aus den Kinderschuhen herausgewachsen.

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Sie übernehmen einen Monat lang die Geschäftsführung bei einem Ihrer Kunden. Welche Veränderung würden Sie dort anstoßen?

Gar keine. In einem Monat können Sie vielleicht ein paar Kosten senken oder Prozesse ändern. Das bringt aber nichts. Mein Fokus liegt eher auf einer langfristigen Strategie und die ändert man nicht in einem Monat, wahrscheinlich nicht mal in einem Jahr nachhaltig.

Was ist das hierzulande größte Hindernis auf dem Weg in die digitale Wirtschaft?

Es sind schon mehrere Faktoren, aber wenn ich mich auf den wichtigsten beschränken muss, dann ist dass Mut. Es fehlt der Mut von Unternehmen, mit Start-ups zusammenzuarbeiten und Neues auszuprobieren, es fehlt der Mut von Investoren, auch große Ideen zu finanzieren, und es fehlt der Mut von einigen, Talenten, etwas aus ihrem Talent zu machen – wobei ich auf keinen Fall jedem uneingeschränkt dazu raten kann, ein Start-up zu gründen.

Hipster-Bart und offenes Hemd: Geht Ihnen die Attitüde in der Digitalwirtschaft auch manchmal auf die Nerven?

Bei uns gibt es diese Attitüde nicht und auch in den Start-ups in unserem Umfeld sehe ich das kaum. Aber es stört mich nicht, wenn jemand das schick findet, genauso wie mich Anzüge nicht stören. Das sind Oberflächlichkeiten. Schwierig wird es nur, wenn die Attitüde mit Arroganz einhergeht. Das stört mich dann sehr.

Gründen für den Exit – wie ernst meint es die deutsche Start-up-Szene wirklich?

Die Start-up-Szene ist aus den Kinderschuhen herausgewachsen. Das ist mittlerweile eine echte Industrie, deren Produkt Innovationen und neue Geschäftsmodelle sind. Es geht um viel Geld und es gibt einen großen Wettbewerb, sowohl bei Gründern als auch unter Investoren. Keiner hat etwas zu verschenken, kein Geld und keine Zeit. Das Geschäft ist sehr ernsthaft, auch wenn nach außen gern die große Lockerheit gezeigt wird, der Druck ist auf beiden Seiten groß.

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