von HANS J. STEININGER, Vorstandsvorsitzender MT Aerospace AG
Seit gut zwei Jahren befindet sich die MT Aerospace AG auf dem Weg der digitalen Transformation. Hans J. Steininger, Vorstandsvorsitzender und Mitgesellschafter des Augsburger Luft- und Raumfahrtunternehmens, schildert seine persönlichen Lessons Learned und warum er davon überzeugt ist, dass der digitalen Transformation immer ein Wandel in Sachen Leadership vorausgehen muss.
Als wir uns 2016 bei der MT Aerospace AG mit ersten Schritten im Bereich Forschung und Entwicklung auf den Weg der digitalen Transformation gemacht haben, war eines schnell klar: Digitalisierung ist Chefsache. Und so treffe ich mich jede Woche mit den für das Thema Verantwortlichen, um immer auf dem neuesten Stand zu sein und mich direkt einzubringen. Wurden die Tasks seit dem vergangenen Meeting erledigt? Was steht für die kommende Woche auf dem Programm? Dieses persönliche Engagement ist essenziell, da ein Unternehmen sehr genau spürt, ob das Top-Management eine Sache ernst nimmt oder nicht. Damit ist nicht gemeint, dass der CEO gleich selbst zum Chief Digital Officer werden muss.
Na klar, der Anspruch an sich selbst ist gerade am Anfang sehr hoch. Doch auch ich – in Sachen Digital-Know-how wahrscheinlich gutes Mittelfeld – musste lernen, dass man vor allem Geduld haben muss. Zudem müssen wir akzeptieren, dass man zu keinem Zeitpunkt der Transformation weiß, wie die digitalisierte MT Aerospace am Ende genau aussehen wird. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, als CEO nicht den phrasendreschenden IoT-Guru zu geben, sondern den Führungskräften und Mitarbeitern genügend Zeit zu lassen, sie mit den notwendigen Ressourcen auszustatten und externes Know-how zur Verfügung zu stellen.
Zumal es vielen Unternehmen wie uns gehen wird, dass Digitalisierung und Alltagsgeschäft parallel laufen. Denn die wenigsten können einfach eine neue, digitalisierte Fabrik neben ihre alte Werkshalle setzen. Alte und neue Welt werden also von denselben Leuten gemeistert. Dies gelingt nur, wenn bei diesen die Offenheit für Neues und Veränderungen vorhanden ist. Diese Offenheit wiederum hängt stark davon ab, ob jeder einzelne Mitarbeiter den Vorteil der Digitalisierung für seine Arbeit erkennt. Der digitalen Transformation muss daher immer ein Wandel in Sachen Leadership vorausgehen.
Die Befürchtung, der Digitalisierung von Produktion und indirekten Bereichen folge praktisch als Doppelschlag auch die Digitalisierung der Führung, teile ich nicht. Klar, künstliche Intelligenz wird als Hilfsmittel Managemententscheidungen smarter vorbereiten und damit auch besser machen. Auf Führungskräfte aus Fleisch und Blut werden wir aber auch in 20 Jahren noch nicht verzichten können. Denn erst ihre persönlichen Erfahrungen machen richtige Entscheidungen möglich.