Herr Preinfalk, keine unternehmerische Entscheidung kommt heute ohne das Thema Digitalisierung aus. Wie schafft es Siemens, die digitalen Bedürfnisse der Kunden passgenau zu bedienen?
Wir lassen weltweit jährlich fast 7.500 Erfindungen patentieren – im Schnitt also mehr als 20 Innovationen jeden Tag! Außerdem haben wir 2016 „Next47“ – Siemens wurde 1847 gegründet – ins Leben gerufen, eine spezifische Einheit zur Förderung disruptiver Ideen. Bis 2021 wird „Next47“ rund eine Milliarde Euro in Start-ups investiert haben. Speziell in Mexiko verfügen wir zudem über zwei Forschungs- und Entwicklungszentren, die untersuchen, wie wir unsere Produkte mit innovativen Lösungen verbessern können.
Oft wird behauptet, dass im „Digitalisierungsrennen“ die Schnellen die Großen schlagen werden. Wie geht ein „Tanker“ wie Siemens mit dieser Herausforderung um?
Druck hin oder her, wenn Siemens etwas anpackt, dann richtig. Mit diesem Anspruch haben wir in den vergangenen Jahren insbesondere im Bereich Industrie 4.0 und Industrial Internet of Things (IIoT) strategische Zukäufe getätigt. Eine unserer jüngsten Akquisitionen war Mendix, ein Anbieter von Cloud-nativer und Low-Code-basierter Software für die Anwendungsentwicklung. Im Zusammenspiel mit weiteren Initiativen und unseren weltweiten Forschungszentren sind wir in Sachen Innovationskraft also bestens für das digitale Wettrennen gerüstet.
Wo steht der Industriestandort Mexiko insgesamt bei Zukunftsthemen wie IIoT, künstliche Intelligenz und Robotik?
Mexiko gilt als einer der Industriestandorte mit dem weltweit größten Investitions- und Entwicklungspotenzial. Für Siemens – in fast 200 Ländern aktiv – ist Mexiko einer der Top-5-Märkte. Das Land gehört zu den wichtigsten Produktionsstandorten der Welt und liegt etwa bei der Automobilherstellung schon auf Rang 7. Da liegt die große Bedeutung von Industrie 4.0 auf der Hand.
Die mexikanische Jugend ist zudem sehr stark an den Berufen der Zukunft interessiert, die es mitunter heute noch gar nicht gibt. Siemens und das mexikanische Kultusministerium haben vor diesem Hintergrund eine Vereinbarung zur Stärkung des Themas Digitalisierung an den beruflichen Schulen und den Universitäten unterzeichnet.
Zum Schluss eine persönliche Frage: Amazon entwickelt bereits einen Haushaltsroboter. Würden Sie sich einen solchen digitalen Gehilfen ins Haus holen?
Jeden Tag integrieren wir nach und nach neue Technologien in unser Leben. Wenn wir heute also schon einen Küchenroboter für die Zubereitung von Speisen haben, einen Kühlschrank, der vor fehlenden Vorräten warnt, und einen Saugroboter, sehe ich den Schritt hin zu einem Haushaltsroboter, der diese Funktionen in sich vereint, schon klar vor mir.