Lernen im digitalen Raum: Nicht nur für die Generation TikTok

Digitale Lernplattform BSH
staufen magazine 2023/2024 | No. 6 | BSH Hausgeräte GmbH | Akademie, Digitalisierung

Lebenslange Weiterbildung ist heute ein Muss, auch für die rund 63.000 Mitarbeitenden beim Hausgeräte-Hersteller BSH. Neue, digitale Lernformate bringen ihnen dabei anspruchsvolle Themen wie etwa die Wertstromorganisation spielerisch nahe und machen Lust auf mehr. 

Ein Avatar sitzt an der Strandbar und unterhält sich angeregt mit seinem Kollegen. Beide sind Führungskräfte in einem internationalen Konzern, der eine arbeitet in Deutschland, der andere in Indien. Ihr Arbeitgeber hat sie zur Fortbildung auf eine Insel geschickt. Am Strand sind mehrere Bühnen aufgebaut, auf denen ihnen in Form von Filmen, Quiz-Formaten oder Vorträgen die einzelnen Inhalte ihres Seminars dargeboten werden. Sonnenliegen unter Palmen laden zwischendurch zum Verweilen ein. 

Was aussieht wie ein Computerspiel, ist tatsächlich Teil einer neuen Learning Experience bei BSH, Europas führendem Hersteller von Hausgeräten (u. a. der Marken Bosch, Siemens, Gaggenau und Neff). „Wir schicken unsere Führungskräfte auf diese virtuelle Insel, damit sie sich zur Wertstromorganisation weiterbilden können“, sagt Dr. Arnd Schöfer, Leiter Business Excellence bei BSH. Bislang fand die Weiterbildung als klassisches Classroom-Training statt; die Inhalte wurden einzelnen Gruppen in Workshops und mit PowerPoint-Präsentationen vermittelt. „Bei der Fertigung von Hausgeräten ist uns funktionale Excellence sehr wichtig, das gilt für die Produktion genauso wie im Engineering, im Qualitätsmanagement oder in der Logistik. Das birgt aber immer die Gefahr, dass die funktionalen Einheiten in Silos arbeiten“, so Schöfer. „Die Wertstromorganisation verbindet Mitarbeitende der funktionalen Einheiten mit der Verantwortung für einen definierten Wertstrom (z. B. Kochfelder, Waschmaschinen etc.). Diese Wertstromteams werden vom Wertstrommanager geführt. Er trägt die Verantwortung für die Erreichung der Ziele im Wertstrom und kann die Spezialisten und Spezialistinnen aus den Funktionen dahingehend führen und fokussieren. Die Teams sollen an allen Standorten nach gleichen Prinzipien und Methoden arbeiten, um die Produkte ‚on time‘ in der definierten Menge und Qualität für den Kunden effizient herzustellen.“ 

Dr. Arnd Schöfer

Head of Business Excellence

BSH Hausgeräte GmbH


Plattform ermöglicht Austausch über Ländergrenzen hinweg 

Zwar tauschen sich die global verteilten Produktionsteams regelmäßig aus, doch gemeinsame Präsenztrainings sind nicht so einfach zu realisieren. Die neue Learning Experience soll nun den Austausch über Ländergrenzen hinweg weiter verbessern. „Die ersten Feedbacks nach der Pilotphase waren sehr gut“, lautet die Zwischenbilanz von Arnd Schöfer. „Mit dem virtuellen Training haben wir bei den Kollegen und Kolleginnen eine große Bereitschaft geweckt, sich mit diesem wichtigen Thema spielerisch zu beschäftigen.“ 

Das oben vorgestellte Training ist dabei nur ein Beispiel, viele weiteren könnten folgen. So setzt BSH auch im Bereich Wertstromanalyse auf Lernen im digitalen Raum. „Die Weiterbildung ist wichtig, um in der Praxis Informations- und Materialflüsse End-to-End lesen und interpretieren zu können“, sagt Alexander Fuchs vom Bosch Produktionssystem bei BSH. Eine reale Übung vor Ort störte jedoch bislang häufig den Produktionsablauf in der Fabrik, Mitarbeitende mussten bereitstehen, um die Lerngruppen herumzuführen. Das alles fällt mit dem virtuellen Rundgang weg. 

Bild: © BSH Hausgeräte GmbH

Gemeinschaftsprodukt von Software-Spezialist*innen und Wertstrom-Expert*innen 

Wie bei der Wertstromorganisation arbeitete BSH auch bei der Wertstromanalyse mit Staufen und den Softwareentwicklern von Rooom zusammen. Gemeinsam entwickelten sie die beiden Lernformate: So programmierten die Softwarespezialistinnen und -spezialisten die virtuelle Umgebung für die Wertstromorganisation. Für die Wertstromanalyse produzierten sie einen 360-Grad-Rundgang durch die Fabrik in Traunreut (Bayern). Nach der Begrüßung durch einen Avatar können die Teilnehmenden ähnlich wie bei Google Street View durch das digitale Abbild der Fabrik wandern und sich die Produktion im Detail anschauen. Die Experten und Expertinnen von Staufen entwickelten das Konzept und steuerten in beiden Fällen die Lerninhalte bei. Schnell lagen BSH, Staufen und Rooom auf einer Wellenlänge und die ersten beiden Module für die digitale Cloud-basierte Lernplattform, den virtuellen BSH-Campus Traunreut, waren innerhalb weniger Monate einsatzbereit. 

Bild: © BSH Hausgeräte GmbH

Alexander Fuchs

BSH Production System

BSH Hausgeräte GmbH

„Digitale Whiteboards, Teams und PowerPoint sind für die Generation TikTok langweilig. Wir müssen sie mit Technologien da abholen, wo sie sind“, davon ist Produktionsexperte Fuchs überzeugt. „Die digitale Lernplattform kann weltweit eingesetzt werden“, erklärt Guido Gratza, Partner bei Staufen im Bereich Organisationsentwicklung und für die Erstellung der Lerninhalte verantwortlich. „Mitarbeitende sind also an keine Zeiten und Orte gebunden. Sie können eigenverantwortlich und selbstständig lernen, wann und wo sie möchten.“ BSH-Manager Schöfer ergänzt: „Die Möglichkeit, auch andere Mitarbeitende zu sehen und sich mit ihnen zu unterhalten, sorgt zudem für ein besseres Lern-Erlebnis.“ 

Wenn die neue Learning Experience bei den BSH-Mitarbeitenden weiterhin so gut ankommt, ist eine Ausdehnung des Angebots auf andere Themenbereiche sehr wahrscheinlich. Und auch aus der Konzernmutter Bosch erreichen BSH-Inhouse-Consultant Fuchs bereits viele Anfragen. 

BSH Hausgeräte GmbH

63.000

Mitarbeitende

39

Produktionsstätten

15,9

Mrd. € Umsatz

0

CO2 Emission

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