Was unsere Kunden bewegt

ThyssenKrupp

Marcelo Nery – Präsident, ThyssenKrupp Brasilien

Nach Jahren der Rezession erholt sich die brasilianische Wirtschaft langsam. Wie wirkt sich dies auf die Modernisierung und Digitalisierung von Unternehmen aus?

Der Wirtschaftsaufschwung hat gewaltige Auswirkungen darauf. Die Grundvoraussetzung für Modernisierung und Digitalisierung sind Investitionen – und die wurden großenteils eingefroren, während man auf ein günstigeres Wirtschaftsumfeld wartete. Es wurde nur investiert, um die bestehenden Industrieanlagen zu erhalten. Andererseits hatten die Unternehmen während der Rezession die Gelegenheit, bestehende Prozesse zu überprüfen und zum Ausgleich der geringen Nachfrage am Markt die Produktivität zu erhöhen, wobei die Margen im Vergleich zur Zeit vor der Rezession unverändert blieben.

Wie machen Sie Ihr Unternehmen fit für die Herausforderungen der Zukunft?

Durch Investitionen und die Aktualisierung des verfügbaren Humankapitals, außerdem durch den umfassenden Einsatz von Wertschöpfungswerkzeugen und Erkennung der Bedürfnisse unserer Kunden durch starke Konzentration auf E2E-Prozesse zur Vermeidung von Verschwendung.

Agility ist ein Schlagwort in der Weltwirtschaft, aber die Meinungen gehen auseinander, wofür der Begriff wirklich steht. Wie interpretiert man Agility in Brasilien?

Ich weiß nicht, ob es eine besondere brasilianische Auslegung gibt, aber der Wandel muss in Brasilien eindeutig weit schneller stattfinden als in anderen Ländern, wenn wir eine bessere Zukunft für unsere Gesellschaft schaffen wollen. Ich glaube, die brasilianische Gesellschaft hat das bereits erkannt und arbeitet an der Realisierung. Das ist ein gutes Signal – wir warten nicht auf die Änderungen, sondern ergreifen die Initiative.

Martin Benoliel

Geschäftsführer, Endress+Hauser Sicestherm S.r.l.

Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in Bezug auf die digitale Transformation? Würden Sie Ihr Unternehmen als Smart Factory oder Intelligente Fabrik bezeichnen?

Viele Produkte haben die eingebaute Fähigkeit, mit einer anderen Steuerungsebene zu kommunizieren.
Unser Unternehmen nutzt mehrere Anwendungen, die auf traditioneller Automatisierung basieren, und einige wenige mit umfangreicheren Funktionen für die Kommunikation zwischen den Geräten, sowohl intern als auch mit externen Systemen und Lieferanten.
Wenn ich mir jedoch die Fertigungsprozesse ansehe, würde ich unsere Fabrik nicht als Smart Factory bezeichnen; der Umfang der mit solchen Interaktionen verbundenen Intelligenz ist dafür nicht groß genug.

Agility ist ein Schlagwort in der Weltwirtschaft, aber die Meinungen gehen auseinander, wofür der Begriff wirklich steht. Was versteht man in Italien unter Agilità?

Agility im Sinne der Fähigkeit zum Verstehen, Konzipieren und Herstellen von kundenspezifischen Lösungen ist ein Schlüsselelement, das italienischen Unternehmen hilft, im Wettbewerb mit Billiglohnländern oder größeren Akteuren auf dem Markt zu bestehen. Diese Fähigkeit italienischer Unternehmen ist also das wichtigste und bekannteste Element der besonderen Auslegung von Agilità in unserem Land.

Italien hat eine enorme Staatsverschuldung. Wie wirkt sie sich auf die Modernisierung und Digitalisierung der italienischen Wirtschaft aus? Beeinträchtigt sie Infrastruktur und Forschung?

Durch signifikante Steuererleichterungen wurden in den letzten Jahren speziell Investitionen in Anlagen gefördert, die sich durch digitale Technik und Konnektivität auszeichnen. Die Gelder, die zur Aufrechterhaltung des öffentlichen Systems und vor allem für den Schuldendienst verwendet werden, fehlen jedoch bei den Investitionen in Infrastruktur und Modernisierung. Dies hat die Wettbewerbsfähigkeit der italienischen Industrie bereits beeinträchtigt und wird es in Zukunft noch stärker tun.

Keszte Róbert

Unternehmens- und Werksleiter, Continental Automotive Hungary Kft.

Vor dreißig Jahren fiel der Eiserne Vorhang. Wie geht es der ungarischen Wirtschaft heute?

Der ungarischen Wirtschaft geht es gut. Seit einigen Jahren steigt unser Bruttosozialprodukt stetig, und die Prognosen sind gut. Als Gefahr sehe ich die starke Abhängigkeit unserer Wirtschaft vom Automobilsektor und von dem Zufluss von EU-Geldern.

Welchen Stellenwert hat Lean Management allgemein für die ungarische Wirtschaft – und speziell in Ihrem Unternehmen?

Für Ungarn hängt unsere Wettbewerbsfähigkeit primär von einer Effizienzsteigerung ab. Viele Manager sehen die Lösung in mehr Automatisierung und mehr IoT-Lösungen, aber das Internet der Dinge kommt möglicherweise erst in einem zweiten Schritt zum Tragen. Vorerst brauchen wir auf jeden Fall vereinfachte, abfallfreie Prozesse, dann können wir mehr Automatisierung anstreben.
In unserem Unternehmen versuchen wir, folgenden Weg zu gehen: Lean Basics und Hand in Hand mit Industry 4.0.

Agility ist ein Schlagwort in der Weltwirtschaft, aber die Meinungen gehen auseinander, wofür der Begriff wirklich steht. Gibt es eine ungarische Version des Wortes ‚Agility‘?

Ja, wir bezeichnen das als „alkalmazkodó képesség”, also ein ganz einfaches Wort

CEO, Büchi Labortechnik AG

Der „Frankenschock“ scheint verdaut, die Wirtschaft boomt. Haben die Schweizer Unternehmen ihre Hausaugaben wirklich gemacht? Oder droht beim nächsten Konjunktureinbruch gleich ein doppelt böses Erwachen?

Die Finanzkrise und später die Aufhebung der zwischenzeitlichen Frankenbindung an den Euro haben die Schweizer Unternehmen stark gefordert. Dies hat gezwungenermaßen zu verstärkter Innovationstätigkeit wie zu Effizienzsteigerungen geführt. Ein weltweiter Konjunktureinbruch würde die stark exportorientierte Schweizer Wirtschaft natürlich treffen, sie wäre aber wahrscheinlich besser gerüstet als andere Länder.

Für ausländische Fachkräfte ist die Schweiz das finanziell attraktivste Land weltweit. Dennoch fehlen auch in der Schweiz Fachkräfte. Was tut Ihr Unternehmen dagegen?

Der Mangel an Fachkräften ist in der Tat die wohl größte Herausforderung.  Gerade für mittelständische Unternehmen in peripheren Regionen hemmt er die Entwicklung und das Wachstum. Die firmeninterne Entwicklung und Ausbildung von Mitarbeitern ist daher von essenzieller Bedeutung.

Die Schweiz ist traditionell ein sehr basisdemokratisches Land -Stichwort Volksabstimmungen. Wie sieht es in den Unternehmen mit der Partizipation der Mitarbeitenden aus? Hat diese Tradition Auswirkungen auf das Thema Führung / Leadership?

Das traditionelle „top-down“ hat schon lange ausgedient. Um den zukünftigen Herausforderungen zu begegnen, brauchen wir Befähigung, Entscheidungskompetenz und damit verbunden entsprechendes Verantwortungsbewusstsein auf allen Stufen. In der Schweiz wird dies von Mitarbeitenden deutlich eingefordert. Das ist auch gut so.

Maschinenbau-Professor, Jiao Tong University Shanghai

China ist für Deutschland nicht nur ein großer Absatzmarkt, sondern bietet sich durch seine Innovationsorientierung auch an, weltmarktfähige Produkte in Partnerschaft mit ausländischen Unternehmen zu entwickeln. Wo glauben Sie Herr Wang liegen die Vorteile für deutsche und chinesische Unternehmen enger zusammen zu arbeiten?

China muss die Produktionsqualität seiner Industrien erhöhen. Und das ist eine historische Chance für die deutsche Wirtschaft, mit China zu kooperieren. Deutschland ist bekannt für die hohe Qualität seiner Industrieproduktion und China für die Geschwindigkeit seiner Entwicklungen.

General Manager of New Projects & Advance Manufacturing Engineering, Mabe Mexico, S. de R.L. de C.V.

Wie lauten aktuell die wichtigsten Herausforderungen in Ihrem Unternehmen?

Zu unseren wichtigsten Herausforderungen zählen die ständige Verbesserung unseres Kundendienstes, die Qualitätsverbesserung unserer Endprodukte sowie die Effizienzsteigerung unserer Wertschöpfungskette.
Diese lassen sich natürlich nur mit einem angemessenen Ausbildungssystem unserer Mitarbeiter und der Entwicklung von Kerninitiativen im Unternehmen zur Festigung unserer firmeneigenen Strategie bewältigen.

Wie gehen Sie diese Herausforderungen an?

Um uns diesen Herausforderungen zu stellen, haben wir die Mabe-Strategie des digitalen Zeitalters entwickelt. Mit dieser Strategie können wir unsere Wettbewerbsfähigkeit steigern, indem wir Tools und Systeme einsetzen, die basierend auf digitalen Technologien entwickelt wurden.
Wir streben eine Verflechtung dieser neuen Ära in unsere aktuellen „Formen und Methoden“ der Geschäftsabwicklung an, um diese durch eine geeignete Automatisierungs- und Konnektivitätsstrategie unserer gesamten Wertschöpfungskette zu verbessern. Dies beginnt mit der Entwicklung verbundener Produkte und reicht über einen Automatisierungs- und Konnektivitätsprozess unserer Industriebetriebe bis hin zur Installation unserer Produkte in den Häusern unserer Kunden und letztendlich einem erstklassigen Nutzererlebnis und Service.

Welche Rolle spielen die Führungskräfte in Ihrem Unternehmen?

Die Rolle des Top Managements ist grundlegend.
Mithilfe einer klaren Strategie und deutlichen Richtung, in die wir uns bewegen müssen, können wir die Pläne und Taktiken zur Erreichung der gesetzten Ziele mit hoher Effizienz umsetzen.
Insbesondere im Industriebereich von Mabe haben wir ein sehr komplexes und gleichzeitig hochwirksames Arbeitsschema geschaffen, das der Vision unseres VP Manuel Martinez entspricht. Die Rollen und Verantwortungen der in unseren Werken festgelegten Indikatoren sind auf allen Ebenen des Unternehmens bekannt. Dies begünstigt die Ausführung der Initiativen des digitalen Zeitalters und wie diese sich gegenseitig ergänzen und fördern. Die Betreuung des gesamten Management- und Folgeprozesses durch Manuel ist für den Erfolg ausschlaggebend.

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