Folge 1: Erkenntnisgewinn verursacht Schmerzen.
Warum es so schwierig ist, sich und andere zu ändern, erklären uns mittlerweile die Neurobiologen und Psychologen.
Lernen heißt, eine Veränderung der eigenen Interpretationsmuster zuzulassen, also sich der Beantwortung unbeantworteter Fragen zu stellen. Wir erfahren auf diese Weise etwas zu einer Tatsache, die wir davor anders gesehen hatten. Kurz: Wir haben uns geirrt.
Aber wer irrt sich schon gerne?
Die narzisstische Psyche erlebt dann eine Kränkung – niemand verlässt gerne die kuschelige Geborgenheit der eigenen Interpretationen. Denn dies erodiert unsere Grundüberzeugung. Ein Prozess, der zwar werbewirksam immer wieder gefordert, aber dennoch sehr wenig praktiziert wird, weil wir dazu eine Ressource brauchen, von der wir alle die gleiche Menge haben und die wir doch so unterschiedlich verwenden: Zeit. Die Formulierung einer guten Frage mit dem Ziel des Erkenntnisgewinns lässt sich nicht während des „Tagesgeschäfts“ bewerkstelligen. Dazu braucht es Möglichkeiten zur Reflexion und Souveränität, Fehleinschätzungen zuzulassen. Auch wenn uns dann das Lernergebnis ein Glücksgefühl beschert, Erkenntnisgewinn ist ein schmerzhafter Prozess.
Aber wie oft setzen wir uns dem aus?
Es gelingt uns dann, wenn wir einsehen, dass „viel arbeiten“ und andauernde Anregung mit der Konsequenz von kurzzeitiger Instabilität nicht die Erfolgsfaktoren sein können, sollen unsere Aktivitäten nicht in einem „One-Hit-Wonder“ enden. Die kontinuierliche Abwechslung von Veränderung und Besinnung, die regelmäßige Anspannung, aber auch Entspannung lässt uns besser lernen. Wir benötigen Zeit für uns und die Geduld, unser eigenes Weltbild zu überdenken.
Wir benötigen Zeit für uns und die Geduld, unser eigenes Weltbild zu überdenken.
Frank krause, senior partner, staufen.ag