Rethink-Event der Staufen.Inova: Supply Chain Netzwerke brauchen mehr als 08/15 Planung

Supply Chains brauchen mehr Aufmerksamkeit denn je. Gefordert ist die aktive Steuerung aller Partner im Netzwerk – bei Startups genauso wie bei traditionsreichen Unternehmen. Die Supply Chains in unterschiedlichen Welten waren daher auch das Thema auch beim ersten Staufen.Inova Rethink Event.

Einige Impressionen von einer rundum gelungenen Veranstaltung mit über 70 Teilnehmenden, durchgeführt am On-Hauptsitz.

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Global aufgestellte Unternehmen brauchen transparente und resiliente Wertschöpfungsnetzwerke. Bisher sind diese jedoch eher auf Effizienz, Kosten und Marktnähe ausgerichtet. Zeit also zum Umdenken. Beim Rethink-Event von Staufen.Inova in Zürich gaben Experten vom Sportschuhhersteller On, vom E-Bike- Pionier Flyer sowie dem Softwareunternehmen Inform wichtige Impulse, mit neuen Strategien das Supply-Chain-Netzwerk krisenfester zu machen.

In einer Welt, in der Störungen an der Tagesordnung sind, gibt es viele Gründe, sich
strategisch mit der Supply Chain zu befassen. Denn weder ein Unternehmen noch seine Supply Chain sollten nach dem 08/15-Prinzip gemanagt werden, waren sich die Teilnehmer der Veranstaltung einig. Rund 70 geladene Gäste verfolgten am Hauptsitz von On, dem „On Labs“, sowie online gespannt die Vorträge und diskutierten mit den Experten, wie Wertschöpfungsnetzwerke gesteuert werden müssen, um sie für Krisen nachhaltig resilient zu machen.

Daten schaffen Transparenz im Supply Chain Netzwerk

„Wir sind keine Hellseher, aber die Welt wird nicht einfacher, sondern komplizierter. Wir müssen uns in der Supply Chain auf globale Störungen einrichten“, sagte Thomas Spiess, Senior Manager bei Staufen.Inova. Zu Beginn der Veranstaltung zeigte er auf, wie schnell schwache Supply Chains von negativen Ereignissen erschüttert werden und wie langsam sie
sich davon erholen. Laut der aktuellen Staufen.Inova-Studie „Zukunft Industrie“ sehen sieben von zehn Unternehmen noch erhebliche Effizienzpotenziale in ihrem Supply-Chain-Netzwerk.


Durch eine stärkere Digitalisierung der Prozesse können Potenziale für eine transparente und resiliente Supply Chain gehoben werden. In diesem Zusammenhang wird auch eine optimierte Sales & Operations- Planung immer wichtiger: „Wertvolle Daten schaffen Transparenz und helfen, da wo es sinnvoll ist, die Supply Chain zu steuern“, so der Staufen.Inova-Berater.

Thomas Spiess Portrait

Thomas Spiess

Senior Manager

STAUFEN.INOVA AG

„Was den Reifegrad in der Sales- und Operations-Planung anbelangt, kenne ich noch kein Unternehmen, das alles perfekt macht.“

Globale Planung und regionale Steuerung gehen Hand in Hand

Das Team von On beschrieb, wie eine solche Sales und Operations-Planung an das Unternehmen angepasst wird. Der Sportartikelhersteller hat seit seiner Gründung im Jahr 2010 den Markt für Laufschuhe aufgemischt und ist rasant gewachsen. Heute arbeitet das Unternehmen mit 25 Zulieferern aus Südostasien, Vietnam und Europa zusammen und unterhält 11 Zentrallager weltweit.  Die Herstellung von Schuhen, Bekleidung und Accessoires sowie deren Auslieferung an die Kunden stellt enorme Anforderungen an das Supply Chain Management, um Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht zu halten. „Bei der Planung ist alles auf den Moment ausgerichtet, in dem ein Produkt auf den Markt kommt. Wir fangen beim Kunden an und hören beim Kunden auf“, sagt Hannes Frei, Sales & Operations Planning On. Die Planungsphase reicht von den Designplänen über die Marktchancen des Produkts bis hin zu den Lagerkapazitäten. Zu den Aufgaben des Global Sales & Operations Planning Teams gehört es unter anderem, dafür zu sorgen, dass die Ware bis zur grossen Produkteinführung in den Zentrallagern vorrätig ist. Dazu blickt das Team, bestehend aus dem COO und den global Verantwortlichen für Controlling, Supply Chain, Demand Planning und Supply Planning, in monatlichen Meetings auf die kommenden 18 Monate. Hannes Frei: „In diesen Meetings treffen wir die Entscheidungen für die globale Ausrichtung.“ Dazu gehört auch die Betrachtung der Produkte über den gesamten Lebenszyklus.  

Die globale Planung wird durch einen regionalen Sales & Operations Execution Prozess ergänzt. „Mit dem rasanten Wachstum und der steigenden Zahl der Mitarbeitenden konnten wir das Unternehmen nicht mehr allein von der Schweiz aus global steuern, da wäre uns alles um die Ohren geflogen“, erklärt Manuel Wegmann, Head of Operations APAC, On. „Als Matrixorganisation sind wir näher am Geschehen.“ Ist die Ware in den Lagern angekommen, übernehmen deshalb regionale Sales & Operations Teams. „In der Region findet sozusagen die Feinplanung statt. Die Teams kümmern sich um die vollständige und termingerechte Auslieferung an den Kunden“, ergänzt Samuel Frei, Head of Operations EMEA, On. Der ständige Informationsaustausch zwischen den Teams und der einfache Zugriff auf die notwendigen Daten ermöglichen es, den Bedarf an Produkten abzuschätzen, Risiken zu minimieren und schnell auf Störungen zu reagieren. Samuel Frei: „Fehler werden immer teurer, deshalb müssen wir aufpassen, dass wir keine grossen machen.“

Statements von referenten und teilnehmenden

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BESSERE PROGNOSE DURCH KI

Für bessere Prognosen setzen einige Unternehmen bei ihren Entscheidungen bereits auf Künstliche Intelligenz (KI) in der Supply Chain. „KI und Machine Learning sind längst keine Hype-Technologie mehr“, sagt Dr. Marco Schmitz vom Softwareanbieter Inform. Eine grosse Zahl der deutschen Unternehmen würden bereits entsprechende Anwendungen nutzen oder seien gerade dabei, sie einzuführen. An einem Beispiel aus der Automobillogistik zeigte der Softwareexperte, wie eine bilderkennende KI zum Werkzeug für Bedarfsprognosen wird: Vogelkot verursachte bei Neufahrzeugen erhebliche Lackschäden, wenn die Autos auf Parkplätzen für den Weitertransport abgestellt wurden.

Statt Millionen in die Folierung der Fahrzeuge zu investieren, setzt das Unternehmen auf KI. Eine mit einem Bilderkennungsprogramm ausgestattete Drohne sucht nun nach verschmutzen Fahrzeugen. Aus den Bildern der „Treffer“ werden dann Arbeitsaufträge generiert, was deutlich günstiger ist. KI kann aber auch für Lieferprognosen eingesetzt werden. Dr. Marco Schmitz: „KI ist ein mächtiges Werkzeug, das für unterschiedliche Use-Cases genutzt werden kann. Es kommt immer auf die richtigen Daten an, denn eine KI kann nur das, worauf sie trainiert wurde.“

WER HEUTE MIT KI ANFÄNGT, WIRD IN FÜNF JAHREN EINE BESSERE MARKTPOSITION HABEN, DENN DAFÜR BRAUCHT MAN DATEN UND DAS NÖTIGE KNOW-HOW.

Dr. Marco Schmitz, Inform

Je weiter wir in die Zukunft schauen, umso nebliger wird die Sicht, weil uns in der Branche die notwendigen Daten fehlen.

 Marco Furter, Flyer

Fehlende Daten erschweren vorausschauende Planung

Vorhersagen und eine koordinierte, einheitliche Planung helfen auch dem E-Bike-Hersteller Flyer, die Probleme in den Griff zu bekommen. Denn das Unternehmen hat mit seiner Supply Chain in den vergangenen Jahren eine Achterbahnfahrt erlebt. Es begann mit dem E-Bike-Boom zu Beginn der Pandemie: „Im Homeoffice wollte sich plötzlich jeder an der frischen Luft bewegen“, sagt Marco Furter, Chief Operating Officer bei Flyer. „Die Bestellungen gingen durch die Decke.“ Doch aus Angst, die Nachfrage nicht befriedigen zu können, bestellten die Händler viel mehr E-Bikes und die Hersteller mehr Komponenten als benötigt. In der Folge explodierten die Lieferzeiten auf 12 Monate für einen E-Bike-Rahmen und 24 Monate für Schaltgruppen. Die Nachwirkungen des so genannten Bullwhip-Effekts spürt die Branche bis heute: Die Lager der Händler sind prall gefüllt. 

Gemeinsam mit Staufen.Inova hat der Hersteller begonnen, die Supply Chain zu optimieren. Monatliche Reviews sorgen für eine abgestimmte und einheitliche Planung für die nächsten 18 Monate. Marco Furter: „In der Bike-Branche ist es üblich, jedes Jahr neue Modelle auf den Markt zu bringen. Wir orientieren uns nach Corona jedoch stärker an der Automotive-Branche und bieten nun sogenannte Generationenmodelle an, die mehrere Jahre auf dem Markt sind.“ Ein neu etabliertes Product Life Cycle Management soll einen Ausblick auf die nächsten 36 Monate geben. Doch es bleibt schwierig. Bis 2025 – so hofft man bei Flyer – hat sich der Bike-Stau endlich aufgelöst.

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