Sven Gabor Janszky ist Zukunftsforscher und blickt optimistisch auf kommende Zeiten. Mit Janice Köser spricht er über die Chancen, die die Zukunft bietet, und vor allem über die Schritte, die deutsche Unternehmen gehen müssen, um sie zu ergreifen: Die meisten von ihnen, da ist er sicher, arbeiten noch mit falschen Zukunftsbildern und falschen Methoden, um ihre Strategien zu entwickeln.
Die Zukunft ist rosig
Sven Gabor Janszky ist als Zukunftsforscher und Zukunftsmacher davon überzeugt, dass die Welt eine bessere werden wird: „Die Wahrscheinlichkeit besteht, dass meine Kinder 120 Jahre alt werden. Also dass sie viel, viel länger leben, viel, viel gesünder leben.“ Auch Unternehmen könnten bessere Produkte herstellen, mehr verdienen und größer werden. Dafür ist allerdings das richtige Mindset nötig, ebenso die Loslösung von festgefahrenen Ansichten. Die Zukunft wird von Technologien bestimmt, für die man sich öffnen muss.
Technologien eröffnen neue Möglichkeiten
Es gibt große Trends im Bereich Technologien, die die Arbeit in Unternehmen in Zukunft weitgehend prägen werden. Beispielsweise werden Prognosen inzwischen laufend mithilfe von Quantencomputern erstellt. „Wir nennen das auch Predictive Economy. Hier sind jene Auswirkungen abzusehen, die zu Veränderungen in der Arbeit führen werden“, erklärt Sven Gabor Janszky.
Bei der zweiten wichtigen Technologie handelt es sich um Metaverse, also um ein digitales Universum jenseits physischer Realität, das alle virtuellen Erlebniswelten in einem digitalen Raum zusammenbringen soll. Das Metaverse als solches existiert noch nicht, insofern ist noch ein großer Spielraum für Entwicklungen gegeben. Nutzer*innen können hier noch vieles ausprobieren und mutmaßlich werden zahlreiche angedachte Möglichkeiten in eine Sackgasse führen oder keinen Nutzen bieten.
Hier wird es die Aufgabe der Unternehmer*innen sein, herauszufinden, auf welche Weise sie die Möglichkeiten des Metaverse für sich nutzen können und wollen. Konzeptionell gelingt das am besten über die Frage, was sie ihren Kunden und Kundinnen bieten möchten und auf welche Weise sie ihre Produkte und ihren Service verbessern wollen. Um zu entscheiden, welche Optionen sich für sie lohnen, müssen Unternehmer*innen die verschiedenen Perspektiven jedoch erst kennen. Eine Möglichkeit, sich rasch und umfassend zu informieren, ist das Buch „2030: Wie viel Mensch verträgt die Zukunft?“ von Sven Gabor Janszky.
Der erste Schritt, der jetzt getan werden muss, wird in aller Regel größer, steiler und ambitionierter sein und viel mehr mit Technologie und neuen Möglichkeiten zu tun haben, als wenn man mit der bisherigen Logik weitermacht.
Sven Gabor Janszky,
Zukunftsforscher, Chairman, Autor, Coach
Innovationen entstehen durch Rulebreaker
Nahezu jeder Fortschritt ist durch sogenannte Rulebreaker entstanden: Zu allen Zeiten haben sich Menschen nicht mit dem Status quo zufriedengegeben, haben Regeln gebrochen, Grenzen überschritten und neue Muster erschaffen. Erwies das Neue sich als besser als das Alte, ersetzte es dieses. Google etwa hat nicht physische Bibliotheken optimiert, sondern Wissen neu gebündelt, es digital aufbereitet und angeboten. „Rulebreaker haben die Fähigkeit, ihre eigenen Denkmuster aufzubrechen“, erläutert Janszky. Das ist auch nötig in einer Gesellschaft, in der Traditionen und das Argument „Das haben wir immer schon so gemacht“ einen hohen Stellenwert haben.
Die meisten Menschen treffen mehr als 90 Prozent ihrer täglichen Entscheidungen nicht aus einer rationalen Überlegung heraus, sondern aufgrund ihrer erlernten oder erarbeiteten Routinen. Rulebreaker oder Sensation Seekers hingegen haben einen natürlichen Instinkt dafür, Routinen zu brechen. Sie besitzen das sogenannte Growth Mindset. „Das sind diejenigen Menschen, die immer das Neue suchen“, sagt Zukunftsforscher Janszky. Sie machen nur etwa 15 Prozent der Menschheit aus, aber sie sind es, mit denen Unternehmer sich umgeben sollten, wenn sie die richtige Umgebung für Innovationen schaffen möchten.
Schritt für Schritt – aber per Backcasting, bitte
Wer sich als Unternehmer ein Zukunftsbild von der eigenen Firma machen möchten, sollte dafür nicht nur die richtigen Menschen, sondern auch die richtige Methode wählen. Eine Gegenwartsanalyse vorzunehmen und dann den nächsten Schritt zu planen, ist nicht zielführend. Besser ist es, umgekehrt vorzugehen, meint Janszky: „Man macht sich zuerst ein Bild davon, wie das eigene Umfeld in fünf oder zehn Jahren aussehen soll.“
Sven Gabor Janszky nennt die Fragen, die dafür beantwortet werden müssen:
- Wie sehen meine Wertschöpfungsketten in einigen Jahren aus?
- Welche Rolle werde ich in diesen Wertschöpfungsketten haben?
- Wie sehen dann meine Geschäftsmodelle aus?
- Welche Produkte werde ich noch verkaufen können?
- Was werde ich kostenlos abgeben müssen?
- Wofür werde ich Geld nehmen können?
- Welche Bedarfe werden meine Kunden und Kundinnen haben?
Mit der Beantwortung dieser Fragen entsteht die Idealpositionierung. Wer ein glaubwürdiges Bild entworfen und seine Idealpositionierung darin gefunden hat, sollte von hier aus einen Schritt zurückgehen, sich also fragen: Welcher Schritt ist der letzte, der gemacht werden muss, um dieses Ziel zu erreichen? In diesem Sinne geht es Schritt für Schritt zurück bis in die Gegenwart. „Der erste Schritt, der jetzt getan werden muss, wird in aller Regel größer, steiler und ambitionierter sein und viel mehr mit Technologie und neuen Möglichkeiten zu tun haben, als wenn man mit der bisherigen Logik weitermacht“, erklärt Janszky.
Ein Umfeld für Innovationen schaffen
Viele Unternehmen, die in der Vergangenheit erfolgreich waren und es bis in die Gegenwart sind, möchten an ihrem Kerngeschäft erst einmal nichts verändern – warum umgestalten, was sich bewährt hat? Hier lohnt es sich, zweigleisig zu fahren: Im Hauptgeschäft können die alten Werte und Vorgehensweisen erhalten bleiben. Wer aber den Anschluss nicht verlieren möchte, gründet neben dem Kerngeschäft ein Start-up, um Raum für Innovationen zu schaffen. Hier können die Werte anders aussehen, können Regeln infrage gestellt, gebrochen und neu erschaffen werden. Auf diese Weise kann beides passieren: Einerseits wird das erfolgreiche Kerngeschäft weitergeführt wie bisher, andererseits finden neue Ideen einen fruchtbaren Boden in einem Umfeld mit höherer Fehlertoleranz.
Die Zukunft aktiv gestalten
Unternehmen haben die Möglichkeit, sich auf die Zukunft der Gesellschaft und des Arbeitsmarkts aktiv einzustellen. Hier ist es wichtig, den Blick auf die wissenschaftlich, wirtschaftlich und gesellschaftlich gesehen wahrscheinliche Zukunft richten. Backcasting hilft, ein erfolgversprechendes Zukunftsbild zu entwerfen, und Menschen mit einem Growth Mindset können Unternehmen dabei sinnvoll unterstützen.
Executive Leader Program
Die rasant fortschreitende Digitalisierung und die globale Vernetzung lösen zeitliche und räumliche Barrieren auf. Neue Marktspieler treten auf den Plan und neue Geschäftsfelder entstehen. Andere hingegen verschwinden. Wir agieren mit unseren Unternehmen nicht erst seit der Corona-Pandemie in einer “VUKA-Welt”, was das Leben und Arbeiten in einem zunehmenden volatilen, unischeren, komplexen und ambivalenten Umfeld meint.
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