Hanspeter Ebner ist seiner Zeit gerne immer etwas voraus. Auch bei der von ihm geleiteten Ebco GmbH ist Abwarten keine Option. Jüngstes Beispiel: Der Hersteller von Produkten aus PU-Schaumstoff hat gemeinsam mit Staufen seinen CO2-Footprint ermittelt – auch wenn seine Kunden in Sachen Nachhaltigkeit noch zurückhaltend sind.
Wer häufig mit dem Flugzeug reist, hat mit großer Wahrscheinlichkeit schon einmal mit Produkten von Ebco zu tun gehabt. Der Hersteller aus dem baden-württembergischen Albbruck an der Grenze zur Schweiz produziert nämlich unter anderem die von vielen Flugzeugherstellern dort verbauten Armlehnen und Esstische. Aber nicht nur die Luftfahrtbranche, sondern auch die Automobil- und die Möbelindustrie schwören auf die Ebco-Produkte aus Polyurethan-(PU-)Schaumstoff.
„Gemeinsam mit Staufen hat Ebco jetzt seinen eigenen CO2-Footprint bestimmt, obwohl das Unternehmen dazu bisher weder durch seine Kunden noch durch gesetzliche Vorgaben verpflichtet ist“, sagt Staufen-Partnerin Helena Reichmann und Geschäftsführer Hanspeter Ebner ergänzt: „Trotzdem nehmen wir das Thema sehr ernst.“ Der Gründer von Ebco möchte der nächsten Führungsgeneration ein nachhaltiges Unternehmen übergeben.
Kurze Entscheidungswege und langer Atem
Die Nachhaltigkeit fügt sich ein in eine Reihe von Themen, die der Mittelständler im Vergleich zu anderen Herstellern seiner Größe schon früh mit Staufen in Angriff nahm. Vor rund zehn Jahren ging es zunächst darum, schlanke Prozesse zu etablieren. „Damals waren wir schon auf einem guten Weg. Aber wir hatten das Gefühl, dass wir nicht alles richtig machten und noch effizienter sein könnten“, erinnert sich Ebco-Chef Ebner. Dann wurden die schlanken Prozesse digitalisiert. Jetzt kann zum Beispiel jeder Mitarbeitende den nächsten Auftrag am Bildschirm aufrufen und sich gegebenenfalls auch Hilfe holen, ohne dafür seinen Arbeitsplatz verlassen zu müssen. „Bei uns sind die Entscheidungswege extrem kurz, Ideen werden ohne viel Bürokratie umgesetzt. Das zeichnet uns seit Jahren aus und macht Spaß“, sagt Produktionsleiter Fabian Kulbe.
Seit einigen Jahren arbeitet Ebco gemeinsam mit Staufen außerdem an der strategischen Ausrichtung des Unternehmens. Im Rahmen dieser Planungen wurde auch das Thema Nachhaltigkeit in den Blick genommen und ein entsprechendes Projekt aufgesetzt. Die nun erfolgte Ermittlung des eigenen CO2-Footprint hilft dem Hersteller, die größten Stellschrauben zu finden, um seine Emissionen konsequent zu reduzieren. „Eine Photovoltaikanlage für den eigenen Strom am Standort ist dabei wichtig und einfach umzusetzen. Aber es liegt noch ein langer Weg vor uns, bei dem die Herausforderungen im Detail liegen. Hier gilt es zum Beispiel, nachhaltige Komponenten für den PU-Schaum zu beschaffen und ihn später auch zu recyceln“, erklärt Hanspeter Ebner.
Das richtige Produkt zur richtigen Zeit
Durch eine nachhaltigere Produktion von PU-Schaum könnte Ebco den ökologischen Fußabdruck seiner Produkte schon bald um ein Drittel reduzieren – wenn der Markt mitspielt. „Das Projekt Nachhaltigkeit kann nur gemeinsam mit den Kunden gelingen“, davon ist Staufen-Beraterin Reichmann überzeugt. „Hier muss Ebco als leidenschaftlicher Vorreiter weiter Überzeugungsarbeit leisten.“ Vor allem in der Luftfahrtindustrie sind die Kunden noch zurückhaltend. „Im Flugzeugbau sind die Restriktionen sehr starr. Da laufende Projekte nur selten verändert werden, liegen die Chancen in den Neuprojekten“, sagt Ebner. Er hofft, dass die Kunden bei der nächsten Flugzeuggeneration stärker auf den CO2-Footprint achten und dann auch die Aufträge für nachhaltige Produkte kommen werden. Ein neu geschaffener strategischer Verkauf soll Ebco helfen, den Kunden das richtige Produkt zur richtigen Zeit anbieten und liefern zu können – und zwar ein nachhaltiges und recycelbares. Fabian Kulbes Vision: „In spätestens fünf Jahren wollen wir deutlich nachhaltiger sein und viele Maßnahmen aus unserem CO2-Footprint-Projekt umgesetzt haben. Außerdem wollen wir noch digitaler werden und uns produkttechnisch als Systemlieferant breiter aufstellen.“
Polyurethane
Polyurethane (PU) sind Kunststoffe, die je nach Herstellung hart und spröde oder weich und elastisch sein können. Weiche Schäume werden vor allem als Polstermaterial zum Beispiel für Autositze oder Matratzen verwendet. Hartschäume werden zur Wärmedämmung eingesetzt. Relativ neue Anwendungsgebiete finden sich in der Flugzeugindustrie und im Fahrzeugbau.
Ebco
Ebco ist ein führender Hersteller von Polyurethan-Schaumstoffen. Am Standort Albbruck (Baden-Württemberg) beschäftigt das mittelständische Unternehmen über 100 Mitarbeitende. Ebco ist unter anderem nach DIN EN 9100 zertifiziert und arbeitet mit renommierten Kunden aus der Luftfahrt-, Automobil- und Möbelindustrie zusammen.
Gesprächspartner*innen
Helena Reichmann
Partner
STAUFEN.AG
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