Die Produktvielfalt optimieren
Verschiedene Varianten eines Produktes anzubieten, steigert den Umsatz. Doch oft bleibt der monetäre Aufwand dafür unklar. Mit einem Modell zur Bewertung von Varianten gelingt es Unternehmen wie LEMKEN, einem Hersteller von landwirtschaftlichen Maschinen, Komplexitätskosten nun individuell zu erfassen und zu reduzieren.
Ein großes Variantenportfolio ist in vielen Unternehmen nicht nur für den Vertrieb erstrebenswert. Doch was kostet ein solch attraktives Angebot mit vielen Produktvarianten eigentlich intern? Vielen Betrieben fällt es schwer, dies genau zu berechnen, denn oftmals sind Details wie zum Beispiel die Lagerkosten oder Aufwände zur Nachverhandlung von Preisen nicht klar zuzuordnen. Mit einem pragmatischen Bewertungsmodell können Unternehmen die Komplexitätskosten besser erfassen. Dieses Werkzeug hilft dabei, Entscheidungen für oder gegen Varianten zu treffen. Dabei liegt der Fokus nicht mehr ausschließlich auf dem Umsatz und den Herstellkosten. Es geht darum, die relevanten versteckten Kosten zu identifizieren und herauszufinden, welches die wirklich margenstarken Produkte und Optionen sind.
In den Unternehmen gibt es funktionierende Deckungsbeitragsrechnungen, welche einen Teil dieser Kosten explizit berücksichtigen. Ein Großteil der Aufwände wird jedoch nicht explizit, sondern über Gemeinkostenzuschläge in der Deckungsbeitragsrechnung berücksichtigt. Das mit Staufen erarbeitete Bewertungsmodell ermöglicht diese Zuordnung nun verursachungsgerechter. Das Bewertungstool wird dabei individuell zugeschnitten auf ein Unternehmen und seine Besonderheiten. Das bedeutet, dass nur die relevanten Kosten berücksichtigt werden, da der Aufwand zur Erfassung und Zuordnung aller anfallenden Kosten den Nutzen deutlich übersteigen würde. Zudem hat so ein Tool, einmal installiert, auch eine zeitliche Haltbarkeit.
Erfolgreiches Variantenmanagement beim Landmaschinenhersteller LEMKEN
Im Rahmen des „LEMKEN excellence“-Projektes wurde das Variantenmanagement grundsätzlich über zwei Stoßrichtungen etabliert: einerseits durch Optimierung der Varianz am Beispiel einer konkreten Produktgruppe, andererseits mittels Systematisierung des Variantenmanagements über alle Produktgruppen hinweg. Die Optimierung der Varianz geschah zunächst durch eine Bereinigung des Portfolios einer Produktgruppe, zudem wurden die Varianten einer zuvor ausgewählten Baugruppe reduziert.
Die Analyse und Bewertung des Portfolios erfolgte dabei auf Basis von Verkaufszahlen und Margen mit Verwendung des Bewertungsmodells. Gleichzeitig wurden interdisziplinäre Workshops durchgeführt, um innovative Produktkonzepte zu finden. Heute wird bei LEMKEN zur Systematisierung des Variantenmanagements kontinuierlich an der Prozess-, System- und Datenlandschaft gearbeitet. Staufen hilft Kunden ebenso, Stücklistenstrukturen zu standardisieren, Konfigurationsaktivitäten zu vereinfachen und kritische Aktivitäten in die frühe Phase der Produktentstehung zu verlagern.
Für ein nachhaltigeres Produktportfolio
Die jährlichen Einsparungen bei LEMKEN durch die Maßnahmen des Variantenmanagements sind enorm. „Über das Pilotprojekt hinaus nutzen wir das erarbeitete Bewertungsmodell bereits in verschiedenen Produktentwicklungsprojekten, die relevanten Kosten einer Variante können so von uns quantifiziert werden“, sagt Klemens Surmann, Head of Engineering bei LEMKEN. „Mit dem durchgängigen Ansatz des Variantenmanagements haben wir viel Neues gelernt und uns als Unternehmen weiterentwickelt. Die Reduktion der Gesamtkosten und der Varianten im Rahmen der Pilotbaugruppe waren sehr beeindruckend – ein lohnender Aufwand für ein nachhaltigeres Produktportfolio“.
LEMKEN ist es damit gelungen, das Variantenmanagement im Unternehmen zu verankern und die Denkweise in Bezug auf Varianten zu verändern.
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