Interview

Kostendruck: „Einfach nur den Rotstift anzusetzen, ist zu kurz gedacht und ganz sicher nicht nachhaltig!“ 

Interview
December 8, 2022 | Operations Management

Die Zeichen in der deutschen Wirtschaft stehen auf Rezession. Doch wo können Unternehmen jetzt ansetzen, um trotz der aktuell bestehenden Herausforderungen und eines enormen Kostendrucks mehr Widerstandskraft zu entwickeln? Wie können sie ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig stärken? Die Staufen-Experten Christian Möllers und Christian Sprenger geben Antworten auf die drängendsten Fragen. 

Herr Möllers, Herr Sprenger, gemeinsam beraten Sie seit mehr als 25 Jahren Unternehmen aus dem Mittelstand. Wie beurteilen Sie dort die derzeitige Situation? 

Christian Möllers: Der Krieg in der Ukraine hat die Unternehmen schwer getroffen. Denn während alle noch intensiv damit beschäftigt sind, die Coronakrise mit den daraus resultierenden Problemen für die weltweiten Lieferketten in den Griff zu bekommen, hat die Explosion der Energiekosten vielen praktisch über Nacht den Boden unter den Füßen weggezogen. Zahlreiche Betriebe gehen davon aus, dass sich die Geschäfte in den nächsten Monaten weiter verschlechtern werden, und sie fürchten, in eine finanzielle Schieflage zu geraten. 

Christian Sprenger: Dabei gab es im ersten Halbjahr durchaus Wachstumsimpulse und Lockdown-Nachholeffekte. Doch die Energiepreiskrise, anhaltende Lieferkettenprobleme sowie der deutliche Inflationsanstieg in Kombination mit einer insgesamt schwächelnden Weltkonjunktur sorgen derzeit nicht gerade für Optimismus. 

Erst die Coronapandemie, jetzt Energiepreiskrise und Inflationsanstieg: Schlittern die Unternehmen mehr oder weniger unvorbereitet von einer Krise in die nächste? 

Christian Möllers: Weder die Pandemie noch die Energiepreiskrise und der damit verbundene Inflationsanstieg waren vorhersehbar. Genauso wenig wissen wir heute, wann die nächste Krise kommt. Die Krisen haben aber gezeigt, dass wir in herausfordernden Zeiten leben. Der Klimawandel, geopolitische Risiken und gesetzliche Veränderungen sind nur einige Faktoren, die zu weiteren Krisen führen können. Wichtig ist, dass Unternehmen sich in die Lage versetzen, schnell und effizient Lösungen für neue Herausforderungen zu finden sowie vorausschauende Entscheidungen treffen zu können. Noch immer reagieren viele Unternehmen erst, wenn die Krise schon im vollen Gang ist. 

Bei einigen Unternehmen geht es in den aktuellen Krisenzeiten ans Eingemachte, ihre finanziellen Reserven schmelzen. Hilft ihnen jetzt nur noch, rigoros den Rotstift anzusetzen, um die nächsten Monate zu überstehen? 

Christian Sprenger: Nein, das ist zu kurz gedacht und ganz sicher nicht nachhaltig. Es geht vielmehr darum, resilienter zu werden, die eigene Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu stärken und damit aufkommenden Krisen ihren Schrecken zu nehmen. Das gelingt aber nicht durch einen Ansatz, der plumpes Cost-Cutting mit dem Rotstift verfolgt. Denn dieser Ansatz unterscheidet weder zwischen Wertschöpfung und Verschwendung, noch hinterfragt er kritisch die eigene Strategie und das Geschäftsmodell. 



Doch was können Unternehmen tun, um dem aktuellen Kostendruck zu begegnen? 

Christian Möllers: Eine langfristige Strategie und schnell ergebniswirksame Effekte schließen sich nicht aus. Deshalb legt der ganzheitliche Staufen-Ansatz zur nachhaltigen Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit den Fokus auf operative Exzellenz und die Eliminierung bzw. die Minimierung von Verschwendung. Im Kern geht es darum, die eigene Strategie zu schärfen, schlanke Prozesse aufzusetzen und die Effizienz zu steigern. Und dies immer auch unter Berücksichtigung der bestehenden Megatrends wie zum Beispiel Digitalisierung und Automatisierung. 

Können durch diesen Ansatz die Kosten in den indirekten Bereichen ebenfalls gesenkt werden? 

Christian Sprenger: Die Begriffe Lean Management und schlanke Prozesse werden leider auch heute noch in erster Linie mit dem Produktionsbereich verbunden. Dabei haben gerade die indirekten Bereiche das Potenzial, durch Verschlankung einen signifikanten Beitrag zur Ergebnisverbesserung zu leisten. Doch dafür ist es notwendig, die Kostentreiber zu identifizieren und wieder beherrschbar zu machen. Solche Treiber können beispielsweise ineffiziente funktionale und funktionsübergreifende Prozesse sein oder auch ein aufgeblähtes Produktportfolio mit einer ausufernden Variantenanzahl. 

Wie geht Staufen ein Verbesserungsprogramm an, um es zum Erfolg zu führen? 

Christian Möllers: Im Rahmen von zahlreichen Verbesserungsprojekten hat sich unser kombiniertes Vorgehen bewährt. Dabei werden top-down die bestehenden Organisations- und Kostenstrukturen des Unternehmens analysiert. So identifizierte Handlungsfelder werden anhand von detaillierten Bottom-up-Prozessanalysen näher betrachtet, um Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten, zu kategorisieren und vor allem zu priorisieren. Im Rahmen dieses Vorgehens profitieren wir insbesondere von der langjährigen Industrieerfahrung unserer Berater*innen, die ein Agieren auf Augenhöhe ermöglichen. 


Wie sorgen Sie als Berater dafür, dass die empfohlenen Maßnahmen dann auch umgesetzt werden? 

Christian Sprenger: Bei Staufen haben wir ein sehr effizientes und effektives Projektmanagement etabliert, das wir ständig weiterentwickeln und schärfen. Anhand der Analyseergebnisse werden funktionsbezogene und funktionsübergreifende Handlungsfelder identifiziert, quantifiziert und anschließend in eine kurz- bis langfristige Roadmap überführt. Bei der Operationalisierung hilft uns anschließend unser sogenannter TIP, der taktische Implementierungsplan. Er enthält konkrete Zeitpläne, welche Arbeitspakete und Maßnahmen bis wann und von welchen Verantwortlichen umgesetzt werden. Zusätzlich tracken wir die Realisierung der Potenzialumsetzungen mit einem Härtegradmodell. Der Fortschritt wird regelmäßig kontrolliert, Abweichungen werden in Projektmeetings und Steuerkreisen adressiert und Gegenmaßnahmen umgehend abgeleitet. Darüber hinaus helfen die Staufen-Berater*innen bei der Implementierung in vielfach bewährter Hands-on-Mentalität. Schon in der Analysephase können sich Kunden bei der Realisierung erster Quick-Wins davon überzeugen. 

Grafik Analyseschwerpunkte Top Down Bottom Up

Was passiert nach dem Ende eines solchen Projekts? 

Christian Möllers: Neben dem Aufsetzen schlanker Prozesse richtet Staufen einen besonderen Fokus auf die Entwicklung der Menschen im Unternehmen. Das Coaching der Führungskräfte und Trainings für das Team führen zu einer Verankerung der Lean- und Change-Kompetenz. Durch die Ausbildung sogenannter Multiplikatoren können die Lean-  und Change-Methoden nahtlos weitergeführt werden, wenn wir als Berater wieder vom Hof gerollt sind. 

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