Im Interview mit Michael Hellmann, Standort- und Produktionsleiter bei Mercedes-Benz in Düsseldorf
Herr Hellmann, als Sie die Leitung des Mercedes-Benz-Werks in Düsseldorf übernahmen, steckte die Welt mitten in den Folgen der Coronapandemie. Mit welchem Ziel haben Sie Ihre Aufgabe damals angetreten?
Ich hatte eine klare Prioritätenliste. Punkt 1: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schützen. Punkt 2: die Produktion in Düsseldorf kurz- mittel- und langfristig sicherstellen. Mein Vorgänger hat hervorragende Arbeit geleistet, sodass ich auf ein sehr erfahrenes und eingespieltes Team zurückgreifen konnte. Trotz der Lieferengpässe als Folge der Coronapandemie sowie der Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine haben wir unsere Ziele erreicht und unsere Strategie für die digitale Transformation und den Wandel hin zur E-Mobilität erfolgreich weiterentwickelt. Das bedeutet auch die nächste Generation der Vans wird hier in Düsseldorf produziert werden. Damit ist die Zukunft des Standorts gesichert.
Mit den aktuellen Krisen scheint der Notfall zur Normalität geworden zu sein. Wie wirkt sich das auf das Personal aus?
Die vergangenen Extremsituationen haben gezeigt, dass die Belegschaft schwierige Situationen handhaben kann und mit Krisen umzugehen weiß. Die Menschen tragen auch unbequeme Entscheidungen mit, wenn sie notwendig sind. Wir haben gemeinsam gezeigt, dass wir Veränderungen positiv gestalten können. Gleichzeitig bin ich sehr froh, dass wir in vielen Punkten zur Normalität zurückgekehrt sind.
Michael Hellmann
Standort- und Produktionsleiter
Mercedes-Benz AG
Michael Hellmann
Standort- und ProduktionsleiterMercedes-Benz AG
Seit Januar 2021 leitet Michael Hellmann als Standort- und Produktionsleiter das Werk von Mercedes-Benz in Düsseldorf. Der Produktionsexperte war zuvor als Leiter MBC Engineering & Manufacturing bei Beijing Benz Automotive Co. in Peking tätig. Er begann seine Karriere 1988 im Rahmen eines dualen Studiums bei der damaligen Daimler-Benz AG und war danach für den Konzern unter anderem in Rastatt, am brasilianischen Standort Juiz de Fora und in Bremen in leitenden Positionen tätig.
Mehr erfahrenStichwort positive Veränderung: Gemeinsam mit der Staufen AG haben Sie im vergangenen Jahr in Düsseldorf ein klassisches Projekt zur Leistungssteigerung vom Rohbau über die Lackierung bis zur Montage realisiert. Was waren die größten Herausforderungen?
Die größte Herausforderung ist immer, die Menschen mitzunehmen, vor allem dann, wenn es schon gut läuft. Trotzdem wollten wir unsere Prozesse verändern und anpassen, auch um für künftige Anforderungen besser aufgestellt zu sein. Der Schlüssel zum Erfolg in einem solchen Prozess ist es, sich nicht hinter der Theorie zu verstecken, sondern in der Praxis zu überzeugen. Deshalb haben wir uns bewusst für die Zusammenarbeit mit Staufen entschieden, weil wir wissen, dass die Staufen-Berater*innen über die notwendige Branchenexpertise und genügend Praxisnähe verfügen, um unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eng in die Prozesse einzubinden.
Ist der Plan aufgegangen?
Meine Erwartungen wurden voll erfüllt, auch weil es gelungen ist, alle Mitarbeitenden in Düsseldorf zu integrieren. Die Berater haben den Veränderungsprozess geführt und jeden Einzelnen mitgenommen – nicht mit PowerPoint-Präsentationen, sondern direkt auf dem Shopfloor. Dieses Verständnis für einen positiven Veränderungsprozess gilt es nun langfristig zu erhalten. Denn auch wenn das aktuelle Projekt abgeschlossen ist, sind wir noch lange nicht am Ziel. Wir wollen uns kontinuierlich und aus eigener Kraft weiterentwickeln und die Prozesse immer wieder an künftige Aufgaben anpassen. Im Hinblick auf die weitere Umstellung und den Hochlauf der E-Mobilität, sowie die kommende Fahrzeuggeneration sind wir für die Zukunft gut gerüstet.
Worauf haben Sie bei diesem Projekt den Schwerpunkt gelegt? Ging es um die Weiterentwicklung von Prozessen oder von handelnden Personen?
Das geht Hand in Hand. Natürlich müssen wir Produkte und Technik weiterentwickeln, um marktfähig zu bleiben. Das erfordert angepasste Prozesse, die von den Menschen getragen und mit Leben gefüllt werden. Deshalb ist gerade in einer Transformationsphase die Entwicklung der handelnden Personen unerlässlich und das haben wir im Projekt mit Staufen entsprechend berücksichtigt. Bei der Einführung neuer Systeme und Prozesse kommt außerdem den Führungskräften eine besondere Verantwortung zu und sie müssen in zwei Richtungen arbeiten: zum einen den Prozess immer wieder hinterfragen und optimieren, zum anderen den Prozess den Mitarbeitenden verständlich und nutzbar machen, beispielsweise bei der Anwendung digitaler Tools. Die Führungskräfte müssen mit gutem Beispiel vorangehen – also nicht nur Leistung erwarten, sondern selbst vorangehen und diese zeigen. Der ungetrübte Blick in den Spiegel ist wichtig!
Ist der Standort Düsseldorf für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet?
Wir sind sehr gut aufgestellt, wie etwa der Zuschlag für die Produktion der nächsten Fahrzeuggeneration zeigt. Im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge werden wir auch in Zukunft alle Kundenwünsche erfüllen können – sowohl mit Elektro- als auch mit Verbrennungsmotoren. Wir haben im Werk die nötige Flexibilität, dazu die Erfahrung und das Know-how, um der Nachfrage gerecht zu werden.
das unternehmen
Rund 5.600 Mitarbeitende sind im Mercedes-Benz-Werk in Düsseldorf mit der Produktion leichter Nutzfahrzeuge beschäftigt. Auf einer Produktionsfläche von 325.000 Quadratmetern wurden im vergangenen Jahr rund 111.000 Transporter gefertigt. Im weltweiten Produktionsverbund von Mercedes-Benz Vans nimmt das 1962 gegründete Werk Düsseldorf eine führende Rolle ein. Hier laufen alle geschlossenen Varianten des Mercedes-Benz Sprinter und eSprinter vom Band.
5.600
Mitarbeitende
1962
gegründet
325.000
m2 Produktionsfläche
111.000
gefertigte Transporter 2022
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